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Exchange for Sustainability

Forstlicher Austausch zwischen Belarus und Deutschland

Es war eine intensive Woche: Vom 9. bis 15. Oktober 2016 informierten sich der Vizeforstminister von Belarus Alexander Kulic sowie die Forstbetriebsleiter der sechs belarussischen Verwaltungsbezirke und der Leiter der Forsteinrichtung über die nachhaltige und multifunktionale Bewirtschaftung der deutschen Wälder. Unter dem Thema „Möglichkeiten für nachhaltige Waldbewirtschaftung in intensiv genutzten Wälder: Erfahrungen in Deutschland“ organisierte der Deutsche Forstverein zusammen mit Sachsenforst das einwöchige forstliche Exkursionsprogramm. Mit seinem 39% Waldflächenanteil ist Belarus eines der waldreichsten Länder Europas. In den letzten 60 Jahren wurde die Waldfläche bereits verdoppelt und liegt heute bei etwa 9,4 Mio. Hektar. Eine weitere Waldmehrung wird angestrebt, denn der Forstsektor ist der größte Arbeitgeber im Land.

Begrüßt wurde die Delegation durch Daniel Gellner, dem Abteilungsleiter für Land- und Fortwirtschaft und ländliche Entwicklung im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft sowie dem Geschäftsführer von Sachsenforst Prof. Dr. Hubert Braun und dem Geschäftsführer des Deutschen Forstverein Marcus Kühling in Graupa bei Dresden – dem Sitz der Geschäftsleitung des Staatsbetriebes Sachsenforst. Bereits bei der Vorstellung von Sachsenforst und dem zu Sachsenforst gehörendem Kompetenzzentrum Wald- und Forstwirtschaft wurden Erfahrungen und Meinungen intensiv ausgetauscht. Große Unterschiede hinsichtlich der Waldeigentumsverteilung sowie den Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten der jeweiligen Behörden regten die forstpolitischen Diskussionen an. Im Forstbezirk Bärenfels besuchte die Gruppe die Dauerbeobachtungsfläche für Wald- und Klimamonitoring „Altenberg“ sowie den Kommunalwald Altenberg und den Tharandter Wald zu den Themen „Beratung und Wahrung der Eigentümerinteressen im Kommunalwald“, „Walderschließung“ und „ökologischer Waldumbau“. Die Prozesskette „Holzernte“, von der Forsteinrichtung bis zum Holzverkauf, war zudem ein weiterer und wichtiger Exkursionsschwerpunkt für unsere Gäste, da diese Prozesse aktuell in der weißrussischen Forstverwaltung optimiert werden. Vertreter des Betreuungsforstamtes Naumburg (Sachsen- Anhalt) führten die Delegation in die Wälder rund um Halle und Naumburg zum Schwerpunkt FSC-Zertifizierung und zum Thema „Baustellenkommunikation“ insbesondere bei forstlichen Eingriffen in Stadtnähe. Die Neubegründung von Wäldern und die Schaffung von Waldstrukturen, die dem Klimawandel trotzen können, wurden im Forstbezirk Leipzig thematisiert. Die offene Ansprache der Problematik, die vernässte Waldstandorte in Bergbaufolgelandschaften mit sich bringen und der lange Weg der hier noch bevor steht, um stabile und produktive Wälder zu schaffen, wurde von der Gruppe sehr begrüßt. Waldbrand ist ein bedeutsames Thema in Belarus. Die untere Forstbehörde des Landkreises Nordsachsen informierte über die Waldbrandüberwachung mithilfe eines kameragestützten automatischen Waldbrandfrüherkennungssystems sowie über den Umfang und die Schnittstellen  der verschiedenen Institutionen/Akteure im Falle eines Waldbrandes. In Berlin erläuterten Vertreter des Deutschen Forstwirtschaftsrates die forstpolitische Arbeit in Deutschland.

Zum Abschluss der Delegationsreise wurde eine Memorandum zwischen dem belarussischem Forstministerium und dem Deutschen Forstverein unterzeichnet, um den fachlichen Austausch in Zukunft weiter zu etablieren und zu fördern. Die ersten Vorbereitungen für einen Gegenbesuch sind bereits angelaufen.

Finanziert wurde die Delegationsreise durch das ENPI FLEG II Programm, welches von der Weltbank und Europäischen Union gefördert sowie durch den WWF Russland durchgeführt wird. Dieses hat das Ziel, eine Verbesserung der Rechtsdurchsetzung und Politikgestaltung im Forstsektor zu erreichen. Instrumente sind unter anderem Round Table Gespräche, wie diese vom Deutschen Forstverein durchgeführte Delegationsreise.