ForestExpertProgram

Exchange for Sustainability

Organisation und Durchführung von Schulungen und Wissensmanagement für forstliche Fachkräfte

von Edi Kurniadi und Kusdamayanti, Indonesien

Edi Kurniadi und Kusdamayanti als Leiter des Regionalen Umwelt- und Forstbildungszentrums von Samarinda und Bogor haben im August 2018 an einer Hospitation des FEP in Deutschland teilgenommen. Die kleine Delegation wurde in der ersten Woche über die deutsche Forstwirtschaft und das forstliche Bildungssystem in Deutschland informiert. In der zweiten Woche wurden sie über forstwirtschaftliche Ausbildungsprogramme für Forstwirte im Bundesland Hessen geschult. Der Delegation wurde das Forstschulungszentrum Weilburg in Hessen und das Forstmanagement im Bundesland Niedersachsen gezeigt.

Einige Lehren aus dem Hospitationsprogramm:
1. Deutschland hat eine kleine Anzahl von Hauptbaumarten. Deutschland hat eine lange Geschichte der Waldbewirtschaftung, die zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftungssystem geführt hat, das von der Regierung und der Privatwirtschaft betrieben wird. Die deutsche Forstwirtschaft sieht sich nach wie vor einigen Problemen gegenüber, wie Konflikten auf dem Gebiet
a) Jagd: hohe Wildbestände vs. natürliche Regeneration von Bäumen,
b) Landwirtschaft: kurzfristiger Nutzen vs. langfristige Sichtweise,
c) Naturschutz: Stilllegung von Wäldern gegen Waldnutzung.
Deutsche Wälder müssen multifunktionale Aspekte erfüllen, bei denen wirtschaftliche, ökologische und soziale Funktionen gleichzeitig verwirklicht werden sollen.

2. Das forstwirtschaftliche Bildungssystem in Deutschland wurde eingerichtet, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu unterstützen. Es gibt ein integriertes System zwischen forstwirtschaftlicher Ausbildung und Forstwirtschaft. Junge Menschen haben ein großes Interesse an Forstwissenschaften und fast alle Forststudenten arbeiten mittlerweile nach ihrem Abschluss im Forstsektor.

3. Hessen-Forst betreibt multifunktionale Forstwirtschaft auf derselben Fläche (Holzproduktion, Umweltschutz, Erholung). Es hat eine gute Forstplanung: Ein mittelfristiger (10-jähriger) Bewirtschaftungsplan ist obligatorisch. Hessen-Forst ist auch Dienstleister für Waldbesitzer (Staat, Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen) und Bürger. Es ist ein auf die nachhaltige Bewirtschaftung staatlicher Wälder spezialisiertes Unternehmen, das sich umsatzorientiert und zugleich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt. Das Zentrum in Weilburg bietet Aus- und Weiterbildungen sowie Aufbaustudiengänge für alle Mitarbeitergruppen von Hessen-Forst an. Alle im Zentrum durchgeführten Ausbildungs- und Schulungsprogramme wurden auf der Grundlage einer Einschätzung des Schulungsbedarfs entwickelt, sodass das Programm den Bedürfnissen von Hessen-Forst entspricht. Es bietet Weiterbildungen für Dritte in forstbezogenen Fragen der Umwelterziehung an (maßgeschneidertes Programm). Hessen-Forst hat die Ausbildungscurricula auf der Grundlage eines Kompetenzstandards (Ausbildung von Kettensägen, für Skidderfahrer oder Maschinenbediener anderer Forstmaschinen) entwickelt. Es hat einen hohen Standard an Sicherheitsverfahren bei den Schulungsaktivitäten. Jedes Jahr müssen alle Mitarbeiter von Hessen-Forst individuell mit ihrem Vorgesetzten über ihre Schulungs-Planung sprechen. Der Vorgesetzte entscheidet über die Art des Aufbauprogramms, an dem jeder Mitarbeiter teilnehmen muss. Das Schulungszentrum entwickelt das Schulungsprogramm unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Schulungs- / Kapazitätsaufbaubedarfs.

4. Die Niedersächsische Landesforsten (NLF) haben einen Schwerpunkt auf Dienstleistungen in den Bereichen Ökologie, Umwelterziehung und Erholung und sind ein erfolgreiches Unternehmen mit einem hohen Jahresumsatz. NLF ist der größte Waldbesitzer in Niedersachsen (Deutschland), der die Wälder praktisch bewirtschaftet und sich gleichzeitig für das Gemeinwohl einsetzt. Es verfügt über zwei Dienstleistungszentren:
a) Niedersächsisches Forstplanungsamt mit der Kompetenz in den Bereichen Bestandsaufnahme, Planung und EDV,
b) Niedersächsisches Forstliches Bildungszentrum mit der Aus- und Weiterbildung. Das NFBz ist ein Dienstleistungszentrum der niedersächsischen Forstwirtschaft, das für die Aus- und Weiterbildung sowie die Weiterentwicklung und Erprobung neuer Arbeitsmittel und -verfahren zuständig ist. Die wichtigste Aufgabe und das vorrangige Ziel des NFBz ist die kontinuierliche Optimierung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz für Forstarbeiter und die Erweiterung ihrer Kompetenz. Die entwickelten Lehrpläne basieren auf einem Kompetenzstandard. Es gibt viele Schulungsprogramme für alle Ebenen der Beschäftigten im staatlichen und privaten Sektor.

Die Schritte zum Erlangen von Kompetenz im Umgang mit Maschinen sind sehr gut. Die Schritte sind:
a) Theorie im Klassenzimmer;
b) Innensimulation;
c) Freilandsimulation;
d) Feldübung.

Das Zentrum hat ein hohes Sicherheitsniveau bei den Schulungsaktivitäten. Alle Waldbewirtschaftungseinheiten in Niedersachsen haben die gleichen Aufgaben und Leistungen. Das Forstamt Seesen bietet für die NLF zusätzliche Dienstleistungen an, wie z.B.: maschinelle Erntebasis (5 Erntemaschinen, 6 Forwarder), Forststraßenbaubasis (Planung und Kontrolle), 1 Holzflusskoordinator, 1 Holzbrennstoffkoordinator und Schulung (Forstarbeiter, Forstmanager). Für die Umsetzung der Ausbildung arbeitet das Forstamt Seesen mit dem Niedersächsischen Forstlichen Bildungszentrum (NFBZ) zusammen. Das Forstamt arbeit nach LÖWE-Prinzipien (LÖWE = langfristige ökologische Waldentwicklung).

5. Die Hauptaufgabe der Waldsaatgutberatung Oerrel ist es, eine hohe Qualität des Waldsaatguts zu gewährleisten. Ihre Aktivitäten sind: Forschung und Entwicklung, Saatgutverwaltung, Saatgutproduktion, Saatgutbeschaffung, Saatgutprüfung und -analyse, Kontrolle der Saatgutverteilung. Sie führen auch eine Schulung in Bezug auf die Saatgutproduktion durch: Baumklettern, Saatguternten usw. und Beratung für Waldbesitzer.

Einige Aktionen werden in Indonesien durchgeführt, nachdem Edi und Kusdamayanti am Hospitationsprogramm teilgenommen haben:
1. Entwicklung intensiver Diskussionen mit Stakeholdern im Servicebereich des BDLHK / Regionales Büro für Aus- und Weiterbildung im Zusammenhang mit der Umsetzung von KPH / FMU. Einige Diskussionen werden von der GIZ Forclime unterstützt.
2. Entwicklung einer langfristigen Planung eines Bildungswaldes, der dem BDLHK / Regionales Bildungsbüro als Mini-Forstamt gehört. Die GIZ Forclime unterstützt den Abschluss der Entwicklung eines langfristigen Planungswaldes von Samarinda.
3. Erleichterung der Bewertung des Kapazitätsaufbaus für die Forstämter im BDLHK-Dienstleistungsbereich;
4. Bewertung aller Forstamts-bezogenen Ausbildungslehrpläne auf der Grundlage der Rückmeldungen der Teilnehmer und des bereits entwickelten Kompetenzstandards;
5. Ermittlung und Durchführung einiger Themen der Ausbildung von Ausbildern für Ausbilder und Interessenvertreter des BDLHK / Regional Education and Training Office;
6. Ermittlung und Entwicklung eines mobilen Trainings / On-the-Job-Trainings für die Forstämter und
7. Optimierung des Bildungswaldes für die Erweiterung und pädagogische Ausbildung durch Entwicklung eines Wald- und Umweltbildungsprogramms mit interaktiven Informationstafeln und Lernwerkzeugen.
 

Edi Kurniadi und Kusdamayanti, Indonesien