ForestExpertProgram

Exchange for Sustainability

Erfahrungen und Lehren aus dem FEP - der kenianische Kontext

von Noor Maalim Hussein, Kenia

Ich durfte vom 5. bis 30. November 2017 an dem Forest Expert Traineeship Program als Leiter des Projekts Farm Forestry und als Projektmanager des Sustainable Private Forest Management (SPFM) im Kenya Forest Service (KFS) sowie als National Vice Chairman  des Kenianischen Forstvereins (FSK) teilnehmen.

Während KFS eine nationale Agentur mit einem ähnlichen Mandat und einer ähnlichen Organisationsstruktur wie Hessen Forst in Deutschland ist, ist das SPFM Project eine bilaterale Partnerschaft zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kenia. Das Projekt wird gemeinsam vom BMEL und der kenianischen Regierung finanziert, um die nachhaltige Bewirtschaftung von kleinen und mittleren Besitzern von Privatwäldern zur Verbesserung von Einkommen und Lebensgrundlagen zu unterstützen. Der kenianische Forstverein hat ähnliche Aufgaben wie der Deutsche Forstverein. Dies unterstreicht die Bedeutung und Relevanz des Forest Expert Programms für den kenianischen Forstsektor.

Während der Kursdauer habe ich über 23 Programmpunkte in Niedersachsen, Bayern, Hessen und Berlin durchgeführt. Die Aktivitäten waren gut auf meine Wünsche und Erwartungen zugeschnitten - dank des Engagements von Sabine Kühling, Koordinatorin des FEPs, und Marcus Kühling, Geschäftsführer des Deutschen Forstvereins.

Der Kurs hat dazu beigetragen, dem kenianischen Forstsektor nützliche Erfahrungen und Erkenntnisse zu vermitteln. Während sowohl Kenia als auch Deutschland ähnliche dezentrale Waldbewirtschaftungsstrukturen haben, war die klare und komplementäre Rollenunterscheidung zwischen den 16 Bundesländern und der Bundesregierung ein nützlicher Leitfaden für die Umsetzung der kürzlich übertragenen Forstfunktionen zwischen der kenianischen Landesregierung und seinen 47 Distriktregierungen. Angenommen wurden auch Anreize und das in Deutschland erfahrene Förderprogramm. Die Bereitstellung der monetären und nichtmonetären Anreize und Subventionen im Entwurf der Privatwaldregeln für 2018 wird voraussichtlich Impulse für die Entwicklung privater gewerblicher Wälder in Kenia geben.

Die Kurserfahrung war auch maßgeblich an der Umsetzung eines Partnerschaftsabkommens zwischen den deutschen privaten Waldbesitzerverbänden (AGDW) und den Baumzuchtverbänden Kenias beteiligt. Obwohl dies kurzfristig war, hat die Partnerschaft die Verwaltungsstruktur der Tree Growers Associations in Kenia verbessert.

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Wichtige Erfahrungen und Lektionen, die in Kenia umgesetzt wurden:

Nach dem Aufenthalt in Deutschland wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse in verschiedenen Foren mit verschiedenen Stakeholdern geteilt. Dazu gehören das Senior Management von Kenya Forest Services, die Forestry Society of Kenya; und die Verbände der Baumzüchter in Kenia. Im Folgenden sind einige der wichtigsten Erfahrungen und Lehren aufgeführt, die bei den Stakeholdern ein erhöhtes Interesse hervorgerufen haben:

1.    Das im deutschen Forstsektor weit verbreitete Konzept der multifunktionalen „naturnahen“ Waldbewirtschaftung ist auch für den kenianischen Kontext relevant und nützlich. Das Konzept ist besonders wichtig für die Verbesserung der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen der kenianischen Naturwälder, die traditionell nur zu nicht-extraktiven ökologischen Zwecken bewirtschaftet werden. Das Konzept ist auch wichtig, um die zunehmenden nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels auf die Fähigkeit zu mildern, einen strukturell vielfältigen Wald zu errichten und aufrechtzuerhalten.

2.    Eine wichtige Lehre und ein Maßstab für den kenianischen Forstsektor sind die von Bund und Ländern gemeinsam finanzierten Anreize und Subventionsprogramme zur Förderung der privaten / kommunalen Waldentwicklung. Die Bereitstellung von monetären und nichtmonetären Anreizen und Subventionen im Entwurf der Regeln und Vorschriften für Privatwälder für 2018 wird voraussichtlich einen Impuls für die Entwicklung und das Wachstum kommerzieller Privatwälder in Kenia geben.

3.    Klare und komplementäre Rollen zwischen der Bundesregierung und den 16 Bundesländern bei der Bewirtschaftung der Wälder und Waldressourcen sind ein wichtiger Leitfaden für die Umsetzung der kürzlich in Kenia übertragenen forstwirtschaftlichen Funktionen.

4.    Die Funktionalität der Forstverwaltungsstrukturen in den Bundesländern Bayern, Niedersachsen und Hessen ist ein wichtiger Maßstab für die erst kürzlich gebildeten 47 kenianischen Distriktregierungen.

5.    Das historische Wachstum der deutschen Privatwälder und privaten Forstverbände macht sehr optimistisch für das Wachstum und die Entwicklung der privaten Baumschulen und privaten Baumzüchterverbände in Kenia. Die Beharrlichkeit und Widerstandsfähigkeit des Deutschen Forstvereins und der Genossenschaften bei der Bewältigung einiger grundlegender Verwaltungs-Fragen sind wichtige Erkenntnisse für den kenianischen Baumzuchtverband.

6.    Die Konsolidierung und Bewirtschaftung fragmentierter Kleinbauernwälder zu einer einzigen Bewirtschaftungseinheit in einer organisierten Struktur bieten bessere wirtschaftliche, ökologische und soziale Vorteile.

7.    Starke private Waldbesitzer- / Produzentenverbände sind ein sicherer Weg, die fortgesetzte Parzellierung von Land durch Erbfolgen in kleinere Einheiten zu überwinden, da dadurch die Entwicklung privater Wälder in Kenia behindert wird.

8.    Klare und greifbare Vorteile sind die Grundlage für Loyalität, Vertrauen und eine starke Mitgliederbasis für alle privaten Waldbesitzer / Erzeugerverbände in Deutschland. Dies ist ein nützliches Beispiel für die jungen privaten Waldproduzentenverbände in Kenia.

9.    Die Einführung einer forstpädagogischen Politik, insbesondere zur Waldpädagogik (Kindererziehung), wie sie in Deutschland entwickelt und umgesetzt wird, wird eine faszinierende Möglichkeit sein, die „Naturschutzkultur“ in die kenianische Bürgerschaft zu integrieren.

10.    Das Forest Expert Program ist für den kenianischen Forstsektor relevant. Die Flexibilität und die maßgeschneiderten Kurse werden allen Forstinstitutionen in Kenia erheblich zugute kommen.